24.02.2011

.


kurzgeschichten.


nach mitternacht: das schnarchen
der katze im zimmer die ränder
der wüste und nirgends ein licht …

münchhausen: wo der boden nicht trägt
zieht der himmel. zu halten vermag nur
die eine hand am andern arm …

in extenso: ein unverbindliches blau
die abwesenheit von erwartungen
ergänzende ausführungen fehlen …

labyrinth: nach der finsternis kündigen
geburtstage sich an. ob steine glücklicher
sind als man es war? …

nagelfluh: der tag verliert sich im tobel.
man ruft durch den regen und kennt
nicht den weg …

wildwechsel: vögel fallen vom himmel.
kinder gehen ins land. was bleibt sind
gezeichnete hände …

telepathie: im buch der bücher
das lächelnde bild. diese seidenen
fäden hinter der stirn …

karawanen: langsame sätze
auf dünnem papier. öffnet sich
ein wort spiegeln sich seine gesichter …


marianne rieter
.

9 Kommentare:

Quer hat gesagt…

Wundervoll reichhaltige Geschichten sind das!

Liebe Grüsse ins Morgengrau,
Brigitte

rosadora hat gesagt…

wie bin ich denn auf diese seite gekommen - so kenne ich dich ja gar nicht, liebe marianne.
schöner text, wunderbar vielseitig in vielen kräftigen bildern.
danke
rosadora

Bess hat gesagt…

Was für ein schön vielfältiges Gedicht! Was für eine prächtige Gedichtidee!!

Regengrüße,
die Bess

Wildgans hat gesagt…

Wie und wo wurden die "Überschriften" gefunden? Sind keine Alltagsworte...
fragt die nicht vom Himmel gefallene Wildgans

eva hat gesagt…

in solcher freiheit lässt sich gut geschichten erzählen - schön geglückt, die formidee!

marianne hat gesagt…

so viel und so schönes feedback! herzlichen dank! das freut mich sehr.

die "überschriften", liebe, fliegende wildgans, fanden sich wie die anderen wörter, die da stehen. nicht jedes wort ist alltag. und umgekehrt *-)

herzliche abendgrüsse
marianne

Bess hat gesagt…

... ich habe erst mal gegoogelt und mit Interesse das bizarre Wort Nagelfluh ergründet. Und dann den Tobel. Spannend. Aber vorher, nur im Wortklang und ohne Kenntnis, hatte mir die Strophe fast besser gefallen, sie hatte für mich etwas Geheimnisvolles, betont durch das 'u' in 'fluh'.
Noch einmal: so reichhaltig ist dies Gedicht. Gefällt mir sehr sehr!

Jorge D.R. hat gesagt…

Dass deine Gedichte wärmen,
ist immer wieder eine wunderbare Erfahrung für mich.
So auch diesmal. :-)

Dass deine Zeilen auch noch bilden,
ist eine willkommene Ergänzung. ;-)

Von Herzen sende ich Dir Grüsse,
liebe Marianne.

marianne hat gesagt…

vielen dank, bess und jorge!

es war mir nicht bewusst, mit 'nagelfluh' und 'tobel' wörter verwendet zu haben, die man nicht kennt. in zürich aufgewachsen gehörte die geologische beschaffenheit unseres hausbergs zum schulstoff http://www.uetlibergverein.ch/11/History/Albiskette . und mit 'tobel' hat sich wohl wieder einmal ein schweizerischer ausdruck eingeschlichen ;-)

ein schönes wochenende.
marianne