16.04.2011

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in blaugrau


ich fühle dich wie
einen kranz von sanften
mandelblüten ich fühle dich wie
eine abendwiese ich fühle dich wie
einen strom
birg nicht die hand vor mir :
ich weisz dich tief und
bis zu deinen wurzeln
deine stimme geht leise
durch meine nacht manchmal verschüttet
sie träume manchmal verweilt sie
in einem lied


friederike mayröcker
[aus: gesammelte gedichte - suhrkamp]
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3 Kommentare:

Bess hat gesagt…

So zart. - Ob Friederike Mayröcker das nach, vielleicht lange nach dem Tod ihres Lebenspartners geschrieben hat? So eine tiefe Erinnerung. Scheint mir.

marianne hat gesagt…

liebe bess

es ist eines ihrer ganz frühen gedichte (datiert 16.4.47) und trägt den zusatz "für h.b.". ernst jandl traf sie erst 1954 (falls du dabei an ihn gedacht haben solltest).

mit liebem gruss
marianne

Bess hat gesagt…

Danke, dass Du mir das Entstehungsdatum mitgeteilt hast! Da war sie also noch sehr jung. Und es gab sicher ein handfestes Gegenüber (nicht eine Erinnerungsliebe), dem die zarten Worte galten. Vollständige Sätze. So war es also am Anfang.

Schön.